Unser heutiges „Vereinslokal“ in der Neusiederstrasse 6 wurde 1885 gebaut. Hier lebten schon meine Urgrosseltern, der Fuhrwerker Jakob Weiss und seine Frau Anna Weiss mit ihren sieben Kindern und hier wurde meine Großmutter Hermine Weiss geboren, die später meinen Grossvater Peter Gschmeidler heiratete, der dann seine Baumeisterei hier einrichtete.
Am 26. Juli 1944 wurde das Haus von einem Bombentreffer schwer beschädigt. Fast die Hälfte des Gebäudes wurde dabei zerstört und wurde auch nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut. An Stelle der Wohnung meiner Grosseltern entstanden so eine Terrasse und ein Mini-Gärtchen. Auch die Nachbargebäude in der Neusiedlerstrasse 4, 8 und 10 litten schweren Schaden. Jahrzehnte gingen ins Land, die Umgebung hat sich stark verändert, mit so manchen Grundstücken wurde jahrelang spekuliert und letztendlich konnten es sich nur gut betuchte Menschen leisten, sich hier niederzulassen. Viele in unserer Nachbarschaft wissen nicht, dass in unserer Straße bis 1874 eines der Mödlinger Tore, das Neusiedlertor gestanden ist. Dass hier früher Weinbauern lebten und Höfe standen, die Menschen einander kannten und grüssten und man sich gerne in den Innenhöfen mit einem Gläschen Wein zum Plaudern zusammensetzte.
Warum sollte das heute nicht auch möglich sein? Wir wollen keine meterhohen Mauern bauen, um uns von unserer Umgebung abzugrenzen! Vielmehr soll dieser Hof, der schon so viel erlebt hat und in dem einander zahlreiche Menschen Vieles zu erzählen hatten, sich mit Leben füllen! Darum haben wir ihn den „Hof der Geschichten“ genannt.
Hier möchten wir unsere Workshops und Ausstellungen vorstellen und auch jungen und älteren Künstlerinnen und Künstlern und Kulturschaffenden Raum bieten, ihre Projekte zu präsentieren. Es soll ein Raum des Miteinanders und des Voneinander Lernens sein! [GM]